kunstgäste #4. FUNDAMENTAL

Kuratiert von Marta Cencillo-Ramírez und Peter Lodermeyer

Mit Arbeiten von Rollin Beamish (USA), Nelleke Beltjens (Niederlande/USA), Claudia Desgranges (Köln), Mic Enneper (Köln/Berlin), Anja Hoinka (Köln), Lucy Puls (USA), Alexandra Roozen (Niederlande)

Kulturbunker Köln-Mülheim
Berliner Str. 20
51063 Köln
ww.kulturbunker-muelheim.de

Vernissage: 14. Oktober 2016. Finissage: 29. Oktober 2016 (als offizieller Programmpunkt der Museumsnacht Köln)

Die international besetzte Gruppenausstellung FUNDAMENTAL ist ganz von der spezifischen Atmosphäre und Raumwirkung der von dickwandigen Mauern hermetisch eingeschlossenen, vom Tageslicht abgetrennten Ausstellungsräume im Kulturbunker Köln-Mülheim her konzipiert. Ihr ursprünglicher Zweck, einen Zufluchtsort für Tausende von Mülheimern während der Bombardierungen am Ende des Zweiten Weltkriegs zu bieten, ist den Räumen auch noch nach 70 Jahren ziviler Umnutzung unverkennbar eingeschrieben. Im kleineren der drei Räume treibt Mic Enneper mit seiner begehbaren Installation „Dock III“ das klaustrophobische Raumgefühl und die latente Bedrohlichkeit der Örtlichkeit eindrucksvoll auf die Spitze.

Im mittleren Raum irritiert Anja Hoinka mit einem installativen Eingriff in die vorgegebene Architektur die Raumorientierung der Besucher. Lucy Puls zeigt überarbeitete Fotos von Räumen in kalifornischen Häusern, die infolge der weltweiten Banken- und Immobilienkrise zwangsgeräumt wurden, und bringt so das Thema des traumatischen Verlusts von Wohnraum ins Spiel. Die großformatigen Zeichnungen von Alexandra Roozen akzentuieren mit ihrem hypnotischen Sog in die Bildmitte das Gefühl von Enge und Abgeschlossenheit der Räume. Dagegen setzen die von Hunderten von Schnitten und unzähligen Strichen übersäten Zeichnungen von Nelleke Beltjens auf das Aufsprengen und Fragmentieren von Formzusammenhängen. Mit ihren dynamischen und farbstarken, auf Aluminiumplatten gemalten „Zeitstreifen“ bringt Claudia Desgranges einen optimistischen, auf Veränderung, Bewegung und Farbwirkung zielenden Akzent in die Ausstellung. An eher unerwarteten Stellen sind die präzisen Zeichnungen von Rollin Beamish gehängt, auf denen zerfallende Mauern zu sehen sind. In diese scheinen rätselhafte Botschaften eingemeißelt zu sein, die im Kontext der Bunkerarchitektur eine Fülle ambivalenter Assoziationen auslösen. Einer dieser Zeichnungen ist der Ausstellungstitel FUNDAMENTAL entnommen. Die Durchstreichung des Wortes, das in eine in der Luft hängende ruinöse Wand eingetragen ist, trifft jede Art von weltanschaulichem Fundamentalismus. Dies lässt sich auch auf das haltlose, von Beginn an zum Untergang verurteilte politisch-ideologische „Fundament“ beziehen, dem sich auch der Bau des Bunkergebäudes in Köln-Mülheim verdankt.